Medizinische Behandlungszentren für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung (MZEB)
Wenn die normale Versorgung nicht ausreicht: Medizinische Behandlungszentren für Erwachsene mit Behinderung
Was ist ein MZEB?
Ein MZEB ist eine besondere medizinische Einrichtung für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung.
Hier arbeiten Ärzte, Therapeuten und weitere Fachleute gemeinsam daran, die bestmögliche Behandlung zu bieten – individuell, abgestimmt und ohne Zeitdruck.
Denn: Viele Arztpraxen oder Kliniken sind nicht auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe vorbereitet. Genau hier setzen MZEB an. Sie schaffen ein medizinisches Angebot, das besser passt – fachlich, menschlich und strukturell.
Wer kann in ein MZEB gehen?
Ein MZEB ist für Menschen gedacht, die wegen ihrer Behinderung eine besondere medizinische Versorgung brauchen. Voraussetzungen:
- Es liegt eine geistige Behinderung oder eine schwere Mehrfachbehinderung vor
- Eine Überweisung durch den behandelnden Hausarzt oder Facharzt ist notwendig
- In der Regel müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, zum Beispiel:
- ein bestimmter Grad der Behinderung (GdB)
- Merkzeichen wie G, aG, H, BI oder GI
- bestimmte Diagnosen, die mit komplexem Hilfebedarf einhergehen
Die genauen Aufnahmekriterien können je nach Zentrum unterschiedlich sein. Am besten ist es, direkt bei einem MZEB in der Nähe nachzufragen.
Was bietet ein MZEB?
MZEB stehen für eine moderne, koordinierte Versorgung – aus einer Hand.
Patienten erhalten dort:
- umfassende ärztliche Untersuchung und Behandlung
- Therapieangebote wie Ergotherapie, Logopädie oder Physiotherapie
- psychologische Betreuung und Unterstützung bei Verhaltensauffälligkeiten
- individuelle Behandlungspläne, angepasst an den Alltag und die Lebensumstände
- Begleitung und Beratung, auch für Angehörige, Betreuer oder Einrichtungen
- Koordination von Hilfen, z. B. mit Pflege, Eingliederungshilfe oder sozialen Diensten
Alles geschieht unter ärztlicher Verantwortung – mit Zeit, Aufmerksamkeit und Empathie.
Warum gibt es MZEB?
Menschen mit Behinderungen haben das Recht auf eine Gesundheitsversorgung, die genauso gut ist wie für alle anderen. Das steht auch in der UN-Behindertenrechtskonvention (Artikel 25).
Mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz wurde 2015 die Grundlage geschaffen, solche Zentren aufzubauen. MZEB ergänzen die Regelversorgung – sie helfen dann, wenn das normale System an seine Grenzen stößt.
In Nordrhein-Westfalen wird dieses Konzept aktiv umgesetzt.
Wie finde ich ein MZEB?
- Fragen Sie Ihren Hausarzt oder einen Facharzt – sie können eine Überweisung ausstellen
- Eine Übersicht über die MZEB in Nordrhein-Westfalen gibt es auf den Seiten der Kassenärztlichen Vereinigungen:
- KV Nordrhein
- KV Westfalen-Lippe
- Viele MZEB haben eigene Internetseiten mit Kontaktformular und Terminvergabe
- Bei Fragen hilft auch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW weiter
Häufige Fragen zu MZEB
Nach einer Überweisung durch den Haus- oder Facharzt können Sie direkt Kontakt mit dem MZEB aufnehmen.
Die Leistungen im MZEB werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Je nach Bedarf kann ein Termin deutlich länger dauern als in einer normalen Praxis – es wird sich Zeit genommen.
Begleitpersonen – etwa Angehörige, Betreuer oder Fachkräfte aus Wohneinrichtungen – sind ausdrücklich erwünscht.
Ja, bei medizinischer Notwendigkeit kann auch eine längerfristige Behandlung im MZEB erfolgen. Das wird individuell besprochen.
Informationen für Angehörige und gesetzliche Betreuer
MZEB verstehen sich als Partner von Familien, Betreuern und sozialen Einrichtungen. Folgende Hinweise helfen bei der Vorbereitung:
- Nehmen Sie wichtige Unterlagen zum Termin mit: z. B. Arztbriefe, Medikationsplan, Diagnosen, Pflegegradnachweise
- Stimmen Sie sich frühzeitig mit dem Hausarzt ab – er muss die Überweisung ausstellen
- Notieren Sie Fragen oder Beobachtungen aus dem Alltag, die im Termin besprochen werden sollen
- Klären Sie vorab, ob Sie bei der Untersuchung dabei sein dürfen – in den meisten Fällen ist das möglich und hilfreich
- MZEB können auch den Austausch mit Wohnheimen, Werkstätten oder Pflegediensten übernehmen – sprechen Sie das ruhig an